Liebe Leserinnen und Leser,
fragt mich doch letztens tatsächlich jemand: „Was machst du eigentlich auf deiner Arbeit?“ Ist ja die Höhe denke ich, da betreffende fragende Person auch einen abwertenden Unterton in der Stimmlage hatte. Ihr kennt dass alle, glaube ich. Jemand fragt etwas, und man weiß direkt wie er oder sie das wirklich meint. Natürlich kann ich auf so eine Frage direkt eine ganze Palette an körperlich und geistig anspruchsvollen Tätigkeiten runter rasseln, ohne dabei Luft zu holen: „Ausleihen, Einräumen, Rückgaben, Veranstaltungen, Verlängerungen, Statistiken, Foliieren, Signieren, Katalogisieren, Telefonieren und radieren .“
Bitte, was? Wäre bei dieser Aneinanderreihung von Tätigkeiten fast nicht aufgefallen, aber ich radiere auch öfter mal. Nämlich immer dann, wenn ich ein Buch finde, indem sich jemand was markiert hat.
Mit einen Bleistift. Gott sei Dank.
Bisher haben immer alle fleißig lernenden davon abgesehen zu einem Textmarker in Neonfarbe oder einem schwarzen Edding zu greifen. Aber nichts desto trotz radiere ich das wieder raus. Damit das Buch für den nächsten Benutzer wieder schön hübsch aussieht. Ist übrigens verboten in die Bücher zu kritzeln, böse, böse. Meistens sind die Zeilen einfach nur unterstrichen, aber es kommen auch Randnotizen dabei rum. Ich habe auch schon ein paar Mal das „Haus-vom-Nikolaus“ und Sterne weg radiert.
War dann wohl eher ein langweiligeres Buch…
Jeden falls gehört dass auch dazu. „Buchpflege“ heißt das bei uns. Nicht das unsere Bücher Pflegefälle wären, aber das Auge liest ja auch immer mit. Im wahrsten Sinne des Wortes. 😉
Wenn ihr also mal ein Buch ausgeliehen habt, das mit Bleistift verschönert wurde, gebt es vertrauensvoll in unsere Hände, wir pflegen es dann wieder „gesund“.
Viele Grüße bestellt eure Bücherpflegerin
Annika Freitag
Sehr schön Annika, in vielen Beiträgen sprichst du mir aus der Seele. 🙂