Liebe Leserinnen und Leser,
unsere Weihnachtsgeschichte zum dritten Advent wurde von unserer Bundesfreiwilligendienstlerin Jennifer Gawlik geschrieben. Dieses mal sind, in die Szenerie von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“, einige Protagonisten geschlüpft die den meistens durchaus bekannt sein sollten! 🙂
Viele Spaß beim Lesen!
Annika Freitag
Wahrscheinlich kennt ihr ihn alle. Den hochnäsigen Erzfeind Harry Potters: Draco Malfoy. Aber wahrscheinlich kennt ihr diese Geschichte über ihn noch nicht. Die Geschichte, die dazu führte, dass ein ehemaliges Slytherin Mitglied seine ganzen Ansichten, gegenüber „muggelstämmiger“ Zauberer oder gegenüber weniger wohlhabenden Familien, über Bord warf und sich komplett veränderte.
Es begann alles kurz vor Weihnachten. Die Schlacht gegen Voldemort war vorüber, genau wie seine Zeit auf Hogwarts. Seit kurzen arbeitete Malfoy im Zaubereiministerium. Warum er diese Stelle bekam, war ihm jedoch schleierhaft, da er und seine Familie sich mehrerer Verbrechen schuldig erwiesen haben. Aber er wollte sich nicht beschweren. Immerhin hatte er einen Job, auch wenn seine Vorgesetzte die muggelstämmige Granger war. Schon während der Schulzeit konnte er sie nicht leiden. Ihre besserwisserische Art, als wäre sie einem „Reinblut“ wie ihm überlegen. Nicht möglich. Und von ihrem Ehemann Weasley oder von seinem Kollegen Potter wollte er gar nicht erst anfangen. Allein wenn er an dessen arrogantes Lächeln dachte, wurde ihm schlecht. Dass so jemand Voldemort besiegen konnte, wollte ihm auch nach all den Jahren nicht in den Kopf gehen.
Auf dem Weg durch das Ministerium betrachtete Malfoy all den Weihnachtsschmuck in der großen Halle. Es war überfüllt von Mistelzweigen, Schleifen und geschmückten Weihnachtsbäumen. Purer Kitsch. Er konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen, wo er sich in sein Bett legen konnte. Ihm war nicht nach Feiern zumute. Mit wem auch? Seine Familie konnte ihm gestohlen bleiben. Er brauchte niemanden. Alleine war er besser dran.
Mitten in der Nacht zum 25. Dezember, wurde Malfoy durch ein lautes Poltern im Treppenhaus geweckt. Jemand war in sein Haus eingedrungen und kam immer näher. Er griff sofort nach seinem Zauberstab, als plötzlich seine Tür aufschlug und zwei Personen ins Zimmer schwebten. Was machten Crabbe und Goyle hier? Und warum waren sie… Geister? Um ihre Hälse hingen dicke Ketten, genau wie um ihre Beine. „Crabbe? Goyle? Was tut ihr hier?“. Sie reagierten nicht, bis sie genau vor ihm standen. „Draco, du bist in Gefahr!“, sagte Crabbe. „Du darfst nicht so weiterleben wie bisher, sonst erwartet dich ein schreckliches Schicksal!“, führte Goyle weiter aus. „Was redet ihr da? Was für eine Gefahr?“. „Wenn du so weiter machst, endest du wie wir. Noch hast du die Chance dich zu ändern und ein besserer Mensch zu werden. Aber wenn du so weitermachst…“. „Es werden dir heute Nacht drei weitere Geister erscheinen. Was du mit der Erfahrung machst ist dir überlassen…“. Urplötzlich waren die beiden verschwunden. Als wären sie nie da gewesen. „Draco, du wirst noch verrückt.“, sagte er zu sich selbst und legte sich mit einem mulmigen Gefühl wieder in sein Bett.
Kurze Zeit später erwachte er erneut, weil jemand auf ihn drauf hüpfte. „Was…!“, schrie Malfoy und sprang aus seinem Bett. „Dobby dachte schon sie würden nie erwachen Mister Malfoy. Dobby hat sie beobachtet und will ihnen helfen.“, sagte sein ehemaliger Hauself zu ihm. „Dobby? Du bist doch tot? Wie kannst du hier sein…?“. „Dobby ist ihr Geist der vergangenen Weihnacht, Sir. Dobby will ihnen etwas zeigen. Geben sie mir ihre Hand.“, sagte Dobby zu ihm und streckte ihm seine rechte Hand entgegen. Als Malfoy sich jedoch nicht rührte und in der Ecke seines Zimmers stehenblieb, erschien Dobby kurz darauf vor ihm und packte ihn. Dann wurde alles schwarz.
Als Malfoy seine Augen wieder öffnete, erkannte er, dass er sich in seinem Elternhaus befand. Vor ihm stand er selbst. Eine jüngere Version von ihm, die mit gesenktem Kopf da stand. „Draco, ich habe gehört du hast dich heute mit Romina Goodwill getroffen. Ist das wahr?“. Malfoy drehte sich um und da stand er. Sein Vater. Er konnte sich genau an diesen Tag erinnern. Damals war er sieben Jahre alt und hatte sich mit der kleinen Romina getroffen. Sie war die Tochter von einem Zauberer und einem Nichtzauberer. „Nein, Vater. Ich hab mich nicht mit ihr getroffen.Sie kam einfach dazu als ich in der Bibliothek war und…“, sagte der jung Draco. „Lüg mich nicht an! Ich habe dich beobachten lassen, damit so etwas nicht wieder vorkommt. Du hast dich nicht mit so etwas anzufreunden ist das klar?!“, schrie ihn sein Vater an. Aber der junge Draco stand immer noch mit gesenktem Kopf da. „Ob das klar ist Draco?“, fragte er erneut und hob mit seinem Gehstock Dracos Kinn an. „Ja, Vater“, sagte Draco. Dann wechselte plötzlich die Umgebung und Malfoy stand einem etwas älteren Ich gegenüber, der gerade dabei war sich über eine andere Schülerin lustig zu machen. Und zwar über Hermine Granger. „Du wertloses, kleines Schlammblut“, sagte er grade zu ihr, als die Situation sich wieder veränderte. Sie waren auf dem Astronomie Turm, an dem Tag an dem er Dumbledore hätte töten sollen. „Sie haben an diesem Tag richtig entschieden, Sir.“, sagte Dobby. „Nein, das habe ich nicht. Ich habe den Namen meiner Familie in den Dreck gezogen, weil ich ihn nicht habe umbringen können. Ich habe meine Familie enttäuscht.“. „Und dennoch haben sie es nicht getan. Sie wussten, dass es ein Fehler wäre.“. „Hör auf! Bring mich hier weg. Ich will das alles nicht mehr sehen!“. Schon war er zurück in seinem Zimmer. Schweißüberströmt ließ er sich auf sein Bett sinken. „Das war alle bestimmt bloß ein Albtraum“, sagte er und fiel wieder in einen unruhigen Schlaf.
Um zwei Uhr wurde er dann ein weiteres Mal geweckt. Diesmal durch ein lautes Donnern, weil ein Blitz in den Baum vor seinem Fenster einschlug. „Guten Abend Mister Malfoy“. Sofort war er hellwach. Severus Snape stand vor seinem Fenster. Sein Kopf musste ihm einen Streich spielen. Erst Dobby, jetzt Snape. Wer kam als nächstes? „Das darf doch nicht wahr sein! Was wollen sie von mir. Kann ich nicht einfach meine Ruhe haben?“, fragte Malfoy gereizt. „Na, na Mister Malfoy. Ich darf doch bitten.“, sagte Snape und wanderte in seinem langen schwarzen Mantel durch den Raum. Draco bemerkte, dass er ebenfalls eine Kette hinter sich herzog. „Es wird sie vielleicht überraschen, aber ich bin ihr Geist der gegenwärtigen Weihnacht. Ich werde ihnen nun etwas zeigen. Ich hoffe Sie lernen etwas daraus.“ Kurz darauf erschien er genau wie Dobby zuvor, vor Malfoy und packte ihn am Arm. Dann verschwamm wieder alles. Einige Sekunden später standen sie auf einem Feld. Vor ihnen ein großes altes Haus. Draco kannte es. Es war das Haus der Weasleys.
Snape ging auf das Haus zu und hielt die Tür auf. „Nicht bummeln. Kommen Sie?“, rief er. Malfoy näherte sich dem Haus wiederstrebend. „Was wollen wir denn hier bei diesen…?“. „Treten sie ein und sie werden es erfahren.“ Als sie kurz darauf das Wohnzimmer der Weasleys betraten, wehte ihnen der Geruch von Plätzchen, Zimt und Kakao entgegen. Der ganze Raum war dekoriert, genauso wie im Ministerium. In einer Ecke stand ein geschmückter Weihnachtsbaum um den sich die Potters und die Weasleys versammelten und Geschenke austauschten. „Das wäre doch nicht nötig gewesen, Miss Weasley.“, sagte Harry, der einen hässlichen roten Schal aus dem Papier wickelte. „Ach Harry Schätzchen, das habe ich doch gerne gemacht.“, erwiderte diese und ging wieder Richtung Küche. „Ach du liebe Güte, ich hätte fast die Kekse vergessen. Ronald Könntest du mir bitte helfen?“.Als Ron die Küche verließ, setzten sich Ginny und Harry auf das Sofa in der anderen Ecke des Raumes und schmiegten sich aneinander. „Sieh dir die beiden an. Du könntest auch so etwas haben. Du musst dein Leben nicht allein verbringen.“. „Das wollen grade Sie mir sagen? Sie wissen doch selber nicht wie es ist jemanden zu lieben. Sie konnten doch nie jemanden leiden.“, sagte Malfoy. „Naja, Draco. Du weißt nicht alles über mein Leben.“ Kurz darauf änderte sich wieder die Situation und man sah einen Jungen, der Snape sehr ähnelte. Er spielte mit einem Mädchen, dem er eine herbei gezauberte Blume schenkte. Dann sah man sie einige Jahre später in Hogwarts zusammen, wie sie durch die Gänge schlenderten und sich unterhielten. Es stellte sich heraus, dass dies Lilly Potter war, die er all die Jahre angehimmelt hatte. Die letzte Situation zeigte, wie Snape die tote Lilly weinend im Arm hielt, in der Nacht, als Voldemort sie ermordete. „Liebe ist etwas Schreckliches und Schönes zugleich. Aber sie war… das Beste in meinem Leben. Auch wenn ich sie verloren habe. Es verging kein Tag…“. Snape starrte sein altes Ich immer noch an und sprach erst nicht weiter. „Du musst es zulassen. Ende nicht wie Ich.“ Plötzlich war Draco wieder in seinem Haus. Er hätte niemals erwartet, dass der taffe und stets schlecht gelaunte Professor Snape so eine Vergangenheit hatte. Er hätte die Möglichkeit gehabt wie die Potters irgendwann zusammenzuleben und mit Menschen zusammen zu sein, die ihn liebten. Wie wäre es selber so leben zu können? „Ach, das ist doch alles Quatsch. Als ob mir so etwas passieren würde.“, sagte er letztendlich und begab sich in seinen Wohnraum. Nach schlafen war ihm nicht mehr zumute. Wer weiß schon, ob nicht wirklich noch ein dritter Geist kommen würde?
Gerade als sich Malfoy einen Tee einschenken wollte, zersprang seine Tasse in tausend Einzelteile, die dann durch die Luft flogen. Dann erstarrten sie urplötzlich, als wäre die Zeit stehen geblieben. „Guten Abend, Draco.“. Wie erwartet ließ der dritte Geist nicht lange auf sich warten. Was ihn jedoch wunderte war, dass es Dumbledore war. „Sie…?“. „Ja Malfoy. Ich bin der letzte Geist. Der Geist der zukünftigen Weihnacht. Ich werde dir jetzt auch noch etwas zeigen. Das ganze kennst du aber ja schon. Nimm meinen Arm!“, sagte Dumbledore und hob Malfoy seinen Arm entgegen. Diesmal sträubte er sich nicht und berührte Dumbledore.
Sie landeten diesmal in der Nokturngasse. Sie war bekannt dafür, dass dort alle möglichen Artikel zum Betreiben von schwarzer Magie verkauft wurden. Mitten in dieser Gasse saß ein alter Mann auf einer Decke und vor ihm lagen einige Phiolen gefüllt mit außergewöhnlichen Flüssigkeiten. „Das ist Einhornblut. Ich habe es grade frisch reinbekommen.“, sagte der Alte gerade zu einem Mann in einem dunklen Umhang. „Wir alle wissen doch, dass du ein Betrüger bist Malfoy. Verzieh dich von hier oder du wirst es bereuen.“, drohte ihm der andere Mann und zog seinen Zauberstab hervor. Der Alte beeilte sich alles einzuräumen und eilte davon. Dumbledore folgte ihm. „Dass, wer war das? Warum hat er ihn mit meinem Namen angesprochen?“, fragte Draco. „Mein Junge, das ist deine Zukunft.“. Dumbledore eilte dem alten Draco weiter hinterher, bis sie in der Winkelgasse ankamen. Die Leute um ihn herum betrachteten ihn mit angewiderten Blicken und hielten sich so weit wie möglich von ihm fern. Als wäre er ein Parasit. „Was ist passiert? Warum trage ich diesen scheußlichen abgetragenen Zauberumhang und verkaufe irgendwelche Gegenstände in der Nokturngasse?“, fragte Malfoy entsetzt. „Du wurdest entlassen, Draco und all dein Besitz wurde dir entzogen, weil du dich wieder mit den falschen Leuten abgegeben hast. Und jetzt ist nur noch das von Ihnen übrig geblieben.“, erklärte Dumbledore, als die Umgebung verschwamm und sich Malfoy auf einem Friedhof wiederfand. Er stand vor einem ungepflegten Grab um das sich anscheinend niemand kümmerte. Als er sich bückte um zu lesen wem dieses Grab gehörte, fand er seinen Namen vor: Draco Malfoy. Das konnte doch nicht sein. „Ich will nicht so enden. Das soll nicht mein Schicksal sein!“, rief er verzweifelt. „Du hast es noch in deiner Hand. Lass andere Menschen in dein Leben kommen. Lerne andere zu akzeptieren, die nicht so sind wie du. Und beweise Mut. Mache nicht wieder denselben Fehler und verbünde dich mit den falschen Personen.“, sagte Dumbledore und dann wurde alles schwarz.
Plötzlich befand sich Malfoy wieder zu Hause in seinem Bett. Es war 8 Uhr morgens. Die übliche Zeit, zu der er auch sonst immer aufstand. War das alles jetzt doch nur ein Traum gewesen? Die Frage stellte er sich heute noch.
Einige Jahre später…
Heute war es so mal wieder so weit. Das neue Schuljahr auf Hogwarts begann. Auch die Malfoys waren an diesem Tag sehr aufgeregt. Ihr Sohn, der junge Scorpius, hatte heute seinen ersten Tag. „Dad, da hinten ist Albus!“, rief er und rannte seinem Freund entgegen. Albus Potter war der Sohn von Harry und Ginny, die mit ihren beiden anderen Kindern James und Lilly auf den Zug warteten. Als Harry Draco entdeckte winkte er ihm zu, lächelte und ging ihm entgegen. Ginny und Dracos Frau Astoria umarmten sich, während sich Harry und Draco freundschaftlich die Hand gaben. „Unsere Kinder werden erwachsen.“. „Oh, ja das werden sie.“
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