Liebe Leserinnen und Leser,
unsere letzte Weihnachtsgeschichte zum 4. Advent ist quasi eine Fortsetzung von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“. Sie wurde von unserer Auszubildenden Carmela Rizzuto geschrieben. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und wünschen euch einen besinnlichen 4.Advent.
Viele Grüße
Annika Freitag
Kapitel 1 Edward Scrooge
Er soll im Kreise seiner Lieben gestorben sein. Glücklich soll er gewesen sein. Pah, dachte er sich. Glücklich, obwohl der ehemals reichste und skrupellose Ebenezer Scrooge verarmt gestorben ist. Verarmt, da eben dieser seinen gesamten Reichtum mit den Armen und Bedürftigen geteilt hat. Eben dieser lag nun in einer schlichten, schwarzen Holzkiste, die langsam unter der kalten Erde vermodern werde. Ein leichter Schauer ließ ihn seinen Mantel enger anziehen. Dieser alte Trottel! Eine schicksalhafte Winternacht habe ihm vor Jahren die Augen geöffnet. Pah, was für ein Mist. Durch die Heimsuchung von drei Geistern, die ihm sein Fehlverhalten aufzeigten, sei er geläutert worden. Daraufhin hat dieser alte Narr, sein angesammeltes Vermögen unter seinen Freunden aufgeteilt und überließ sein Geschäft seinem einzigen Mitarbeiter Bob Crachit. Zufrieden soll er dann ein einfaches Leben bis zu seinem Tod geführt haben. Fassungslosigkeit über so viel Dummheit ließ ihn wütend werden. Wie konnte sein Großonkel nur so naiv gewesen sein! Diese „Geister“ waren, da war er sich sicher, ein abgekartetes Spiel um an das Vermögen zukommen. Selbstverständlich hatte auch sein Vater etwas vom Vermögen des Großonkels erhalten und das war nicht wenig gewesen. Viele Tage hatte Scrooge bei ihnen Zuhause verbracht und war ein gerngesehener Gast gewesen. Und nun war er tot. Es schmerzte ihn sehr, denn auch er hatte diesen älteren Mann und seine Phantasiegeschichte über die Geister lieb gewonnen.
„Edward?“ Eine ihm wohlbekannte Stimme ließ ihn zusammen fahren. „Edward, Schatz, lege doch bitte das Foto beiseite und helfe deinem Vater mit dem Feuerholz.“ Die Stimme gehört zu seiner Mutter, die ihn verständnisvoll ansah. Er legt das Foto, das ihn und seinen Großonkel zeigte, beiseite und ging hinaus in den Hinterhof, um seinem Vater zu Hand zu gehen.
„Mutter war der Ansicht, du bräuchtest Hilfe“, sagte er zu seinem Vater. „Nimm den Holzstapel dort drüben und trage ihn in die Wohnstube“, sagte sein Vater zustimmend nickend. Edward betrachtete für einen Moment stillschweigend seinen Vater und machte sich dann auf, dass Holz hinein zu tragen. Sein Vater war ein stattlicher und herzlicher Mann, doch er hatte sein Potenzial nicht vollkommen ausgeschöpft. Er war zu nett, dachte sich Edward, als er die Wohnstube betrat. Jedes Jahr zu Weihnachten spendete er den Gewinn seines Geschäftes den Armen und unterstützte das hiesige Waisenhaus. Jedem Bettler, der vor ihrer Haustür stand, gab er immer etwas Geld und sogar Obdach. Viele Menschen verehrten seinen Vater gerade wegen seiner Großzügigkeit. Doch Edward konnte diesem Charakterzug seines Vaters nichts abgewinnen. Bevor das Geschäft seines Vaters zu florieren begann, war die Haushaltskasse klamm gewesen. Seine Kindheit war durch Verzicht geprägt und zu dieser Zeit hatte sich Edward geschworen, später ein großes Vermögen anzuhäufen. Eine leichte Verbitterung zeigt sich auf seinen Zügen, als er an den Moment dachte, wie sein Vater, selbst keinen Cent in der Tasche, einem Bettler die Hälfte des letzten Brotlaibes mitgab. Zu dieser Zeit hatten sie an großen Hunger gelitten. Durch leichtes Kopfschütteln versuchte er diese traurigen Gedanken zu vertreiben. Er werde nie wieder an Hunger leiden, dass hatte er sich damals geschworen.
„Edward“, seine Mutter stand hinter ihm. Er drehte sich um. „Edward, dein Vater und du, ihr habt gestern erneut gestritten. Bitte verstehe doch deinen Vater! Weihnachten ist die Zeit der Nächstenliebe und des Gebens. Die Mitarbeiter sind auf diese Sonderzahlung zu Weihnachten angewiesen. Sie rechnen fest damit.“ „Pah! So ein Mist! Die wirtschaftliche Lage hat sich in den letzten Monaten stark verschlechtert. Wenn wir diese Sonderzahlungen ausgeben, könnte das für unser Geschäft den Ruin bedeuten! Willst du das? Willst du wieder der Armut gegenüberstehen“, fuhr er seine Mutter an. Sie weichte einen kleinen Schritt zurück. „Ach, mein Sohn! Dein Herz ist verschlossen! So war es doch früher nicht.“ Edward starrte durch seine Mutter hindurch, ihre letzten Worte erreichten ihn schon nicht mehr, als er an sie dachte. Im Jahre seines 21. Geburtstages verließ er sein Elternhaus und zog fort in eine größere Stadt. Die Welt wollte er sehen, reisen und an Reichtum gelangen. Das war sein Plan gewesen. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem er Jane begegnete. Jane, so lieblich wie der Duft einer Rose und so zart wie eine Schneeflocke aber auch so zerbrechlich. Er liebte sie abgöttisch, doch sie brach ihm sein Herz. Seit jenem Tag hielt er es verschlossen und arbeitete umso entschlossener an seinem wachsenden Vermögen. Einige Jahre später als sein Vater erkrankte, kam Edward zurück um das Familiengeschäft zu übernehmen. Und nun stand er hier vor seiner Mutter und kämpft um Fassung. Am liebsten hätte er sie angeschrien, dass sein Vater ein genau so großer Narr war, wie sein Großonkel. Und auch er werde wie dieser sterben, wenn er, Edward, nicht eingreife. Doch er schüttelte nur den Kopf und verließ das Elternhaus und zog sich in seine eigene Wohnung zurück.
In seiner Wohnung angekommen, setzte er sich in seinen ledernen Sessel und stützte den Kopf in die Hände. „So viel Unvernunft konnte es doch nicht geben“, rief er wütend und verzweifelt aus. Er schaute vom Boden auf und blickte direkt auf eine alte verblasste Fotografie auf dem Sekretär. „Jane“, flüsterte er in die Leere seiner Wohnung hinein. Er ließ sofort von diesen Gedanken ab. Nun war er es gewohnt, allein zu sein. Schon längst hatte die Dämmerung an diesem kalten Dezember Abend eingesetzt und hüllte seine Räume in tiefes schwarz. Edward zündete eine Kerze an und begab sich zu Bett. Am kommenden Morgen musste er seinen Mitarbeitern erklären, dass ihnen keine Sonderzahlung ausgehändigt wird. Dafür wollte er bestmöglich ausgeruht sein, um sich den bevorstehenden Protesten standhaft entgegen zu stellen.
Es war eine kalte und stürmische Winternacht. Edward zog die Decke enger um sich. Sein Schlaf war unruhig bis zu dem Moment, in dem er eine vertraute Stimme vernahm. „Edward, du Taugenichts!“ Er schreckte aus dem Schlaf auf. „Wer ist da? Was wollen Sie… Großonkel Ebenezer?“ Edward betrachtete verwundert die schimmernde Gestalt eines Todgeglaubten. „Ich dachte du wärest tot“, entfuhr es Edward hysterisch, während er sich in seinem Bett aufrichtete. „Ich bin es auch, du Holzkopf, “ antwortete Scrooge „Das ist auch der Grund, warum ich dich aufsuche“, fuhr Scrooge fort. „Mein lieber Junge, dein Herz ist verschlossen und starr vor Schmerz. Du wirst kein erfülltes Leben damit erfahren, vertraue mir. Auch mein Herz war starr und ein mir gesonnener Freund verhalf mir zur Einsicht. Und nun möchte ich dir helfen. Wiederhole meine Fehler nicht!“ Edward starrte seinen verstorbenen Großonkel mit leicht geöffnetem Mund an. „Das ist nur ein Traum! Das ist alles nicht real! Meine Gefühle anlässlich seines Todes lassen mich nun so wirr träumen“, versuchte sich Edward den Geist zu erklären. „Der alte Narr…“ „Der wirklich Narr bist, du mein Junge“, erwiderte Scrooge. „Es werden dich drei weitere Geister besuchen, wie einst mich. Und ich hoffe, es wird dir helfen, so wie es mir geholfen hat.“ Mit diesen Worten verschwand Ebenezer Scrooge. „So ein Mist! Das war bloß ein Traum.“ Er wiederholte diesen Satz ein paar Mal still in die Dunkelheit seines Schlafzimmers hinein und legte sich dann erneut Schlafen.
Kapitel 2 Der Geist, der vergangen Weihnacht
Erneut verfiel er in einen unruhigen Schlaf. Plötzlich schrak er aus dem Schlaf auf. Er hatte das Gefühl, als hätte ein eiskalter Hauch seinen linken Arm gestreift. Verwundert schaute er sich im Zimmer um. Als seine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewohnt hatten, erkannte einen Umriss am Fußende seines Bettes. Erschrocken fuhr er hoch und rief: „He, da! Wer bist du?“ Die Umrisse veränderten ihre Gestalt so schien es ihm. Mit zitternden Händen rieb er sich beide Augen. Eine tiefe Stimme entsprang der mysteriösen Gestalt die, als sie ins Mondlicht trat, von diesem durchdrungen wurde. „Um Himmels Willen“, entfuhr es Edward wütend. „Nicht mit mir!“ Er schwang sich mit einem großen Satz aus seinem Bett, griff nach dem nächstbesten Stuhl und attackierte damit die unerwünschte Gestalt. Mit viel Kraft donnerte Edward den Stuhl, durch den Geist hindurch, gegen die Wand. „Du Narr!“, sprach die tiefe Stimme zu ihm. „Ich bin der Geist, der vergangenen Weihnacht. Und nun werde ich dich mit mir nehmen, um dir zu zeigen, wer du einmal warst.“ Bevor Edward etwas erwidern konnte, drehte sich der Raum um ihn herum im Kreis und plötzlich stand er inmitten einer weißen Schneelandschaft. Doch ihm war weder kalt, noch spürte er den Schnee unter seinen nackten Füßen. „Was soll das?“ Während er seine Worte aussprach, zwickte er sich unentwegt in den rechten Arm, immer noch in der Annahme, dass er in einem Traum gefangen war. „ Es ist zwecklos. Das hier ist kein Traum. Es war real, vor vielen Jahren. Erkennst du, wo wir sind?“ Die Gestalt hatte nun klare Züge angenommen und sah aus, wie ein alter Greis und doch im nächsten Moment wie ein junger Mann. Anscheinend wechselte er seine Gestalt unentwegt. „Zum Teufel! Was willst du von mir?“, blaffte Edward den Geist an. „Antworte auf meine Frage!“, befahl der Geist. An seiner Tonlage erkannte Edward, dass es besser wäre, ihm erstmal Folge zu leisten. Danach konnte er immer noch herausfinden, was dieser Humbuck sollte. „Wir sind in Saintfield. Dort hatte Janes Familie ein Landhaus. Dort haben wir die Weihnachtsfeiertage zusammen verbracht.“ Während der Geist und Edward miteinander sprachen waren sie bis zu Türschwelle gegangen. „Schau durch das Fenster“, befahl der Geist. Widerwillig trat Edward an das Fenster heran und sein Herz zog sich zusammen. Er sah Jane in einem wunderschönen roten Samtkleid tanzen. Der junge Mann an ihrer Seite war er selbst. Beide schauten sich tief in die Augen und strahlten vor Glück. „Erinnerst du dich, an dieses Weihnachten“, wurde Edward gefragt. „Ja. Bitte lass uns gehen.“ Er wandte sich ab, doch der Geist versperrte ihm den Weg. „Nein. Schaue zu. Schaue zu, was nun passiert.“ Doch Edward brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen was sich zwischen den beiden nun abspielen werde. „Lass uns gehen“, flüsterte Edward. Ein Kloß im Hals verschlug ihm fast die Sprache. „Nein“, sprach der Geist zu ihm. „Schau hin!“ Edward drehte sich um und sah sich selbst kniend vor Jane. Er machte ihr einen Heiratsantrag. Sie weinte, schlug ihm die Arme um den Hals und antwortete mit einem Ja. Edward rannen Tränen über die Wangen. „Bitte, Geist, was auch immer du von mir haben möchtest, du bekommst es, wenn wir nun gehen.“ Edwards Stimme war flehend. „Schau hin.“ Die beiden frisch verlobten tanzten und als sie sich küssten, stürmen Janes Nichten und Neffen das Zimmer. Sie umzingelten Edward und Jane und da trat auch Janes restliche Familie in das Zimmer ein. Es war ein fröhliches Beisammen sein. Edward wendete seinen Blick ab. „Bitte Geist.“ Der Geist schaue auf Edward hinab und nickte. Die beiden wandten sich ab und standen plötzlich in einer gemütlichen Wohnstube. Edward schaute sich verwundert um und begriff sofort, wo sie sich befanden. „Was willst du von mir, Geist?“ Doch Edward erhielt nur ein Stummes, nach vorne gerichtetes, Nicken. Er folgte dem Blick des Geistes und sah direkt in Janes Antlitz. Langsam trat Edward einen Schritt nach vorne, hebte die Hand und versuchte vergeblich Janes Wange zu berühren. Doch seine Finger glitten durch sie hindurch. „Sie ist nur eine Erinnerung“, erklärte der Geist. „Du warst glücklich mit ihr. Nur deine Sturheit hat sie dir entrissen“, sprach der Geist zu Edward. „Du weißt nichts von mir und Jane;“ flüsterte Edward leise, während er den beiden Liebenden zusah. Jane und Edward redeten vergnügt mit einander, bis Edward ihr eröffnete, die Hochzeit verschieben zu müssen. Jane sah ich ungläubig an. Er muss ein sehr wichtiges Geschäft zu Ende bringen, dass ihm eine große Menge an Geld einbringen werde. Janes Fassungslosigkeit erreichte ihren Höhepunkt und die beiden stritten sich lange. Am Ende des Streitgespräches löste Edward ihre Verlobung und ging. Seit diesem verhängnisvollen Tag war sein Herz verschlossen geblieben. Jane‘ s Unverständnis hatte ihm endgültig bewiesen, dass er nur sich selbst etwas bedeutete und Liebe ein naives Hirngespinst sei. Er hatte nie Janes Absichten hinterfragt, da seine Sturheit und sein Stoltz es ihm nicht erlaubten. In rasender verbannte er Jane aus seinem Leben und reiste kurz darauf weiter in eine andere Stadt. Er vergrub seine Gefühle für Jane, tief in seinem Inneresten.
Edward schloss die Augen und als er sie wieder öffnete stand er wieder in seinen eigenem Schlafzimmer. „Geist“, fragte er leise, „ was wolltest du mir damit zeigen?“ „Hast du dich nie gefragt, was Janes Beweggründe gewesen sind? Du warst von deinem Stolz und deiner Sturheit so verblendet, dass du es nicht hinterfragt hast. Nicht mal die Liebe zu Jane half dir, deine Torheit einzugestehen.“ Der Geist wandte sich ihm zu. „Edward, dein Wunsch deinen Reichtum zu vergrößern, hat dir den Blick für das wesentliche genommen: die Liebe.“ Seine letzten Worte hallten lange nach, auch nachdem der Geist, der vergangen Weihnacht verschwunden war.
Kapitel 3 Der Geist, der diesjährigen Weihnacht
Edward starrte in die Dunkelheit hinein. Stimmten die Worte des Geistes? War er zu blind gewesen für Janes Liebe? Waren seine Ziele falsch? Bevor er sich diesen Fragen stellen konnte, erschien auch schon der zweite angekündigte Geist. „Und was zeigst du mir nun Geist?“ Der Geist, in Gestalt einer jungen Frau mit milden Gesichtszügen, winkte ihn zu sich und die beiden verschwammen in der Dunkelheit. „Geist, wo führst du mich hin?“ Doch sein Gegenüber blieb still. Edward spürte plötzliche eine Kälte im Gesicht, die ihn zusammen zucken ließ. „Tritt näher und sieh hin“; sprach der Geist lakonisch. Edward tat, wie ihm befohlen und erkannten beim näher treten, sein Elternhaus. Er blickte durch das große Fenster der Wohnstube. Seine Mutter saß im geräumigen Lesesessel und bestickte ein Kopfkissen. Zu ihren Füßen saßen Tim Cratchits Kinder, Amelia und John. Es ist lange her, dachte Edward, dass ich ihn besucht habe. Tim Cratchit war Bob Cratchits Sohn, der Jahre lang für seinen Großonkel Ebenezer gearbeitet hatte, bevor er dessen Geschäft übernommen hatte. Sein Vater und Tim waren seit langem eng befreundet und haben seit Jahren gemeinsam Weihnachten gefeiert. Während Edward gedankenverloren die idyllische Szene betrachtet, treten auch sein Vater und das Ehepaar Cratchit in das Zimmer hinein. „Sie sehen sehr glücklich aus“, flüstert Edward ins dunkle hinein, während der Geschenkeaustausch stattfindet. Nach einen kurzen Augenaufschlags Edwards änderte sich die Umgebung schlagartig. Er befand sich wieder in seiner Wohnung, doch konnte er nichts berühren oder gar fassen. „Diese Zeitung ist vom diesjährigen Heiligen Abend“, fragte Edward den Geist verwundert. „Das stimmt“, antwortete dieser. „Schau hin.“ Und Edward gehorchte. Er sah sich selbst in seinem abgewetzten Ledersessel sitzen, mit einem Kassenbuch als Lektüre in der Hand. Das Kaminfeuer neigte sich seinem Ende zu, doch das störte den lesenden Edward nicht. Von der Straße aus konnte man den die Kirchenglocken läuten hören und Weihnachtslieder schallten aus der spärlich beleuchteten Nacht. Der lesende Edward fluchte leise, schwang sich aus seinen Sessel und stürmte erzürnt zu Tür. Wie ein Irrer riss er sie auf und brüllte die singende Kinder lauthals an: Was sie den hier wollten und ob sie nichts Besseres zu tun hätten und wenn sie anstatt zu singen arbeiten würden, bräuchten sie nicht um Spenden bitten. Das Singen verstummte und Edward knallte schnaubend die Tür wieder zu. Er setzte sich wieder in seinen Sessel und las weiter. Als das Feuer erlosch, flüsterte der Geist „Komm“. Edward hatte seit Janes Verlust nicht mehr geweint.
Die beiden kehrten wieder in die Wirklichkeit zurück. „Sag Geist“; sprach Edward als er seine Stimme wieder gefunden hatte, „warum hast du mir das gezeigt?“ „Ich bin der Geist, der diesjährigen Wiehnacht. So wirst du deinen diesjährigen Weihnachtsabend verbringen, wenn du nicht dazu lernst.“ Mit diesen Worten verschwand der Geist. „Nun, wird wohl der dritte Geist, mir die Zukunft offenbaren.“
Kapitel 4 Der Geist, der zukünftigen Weihnacht
Edward starrte lange in die Dunkelheit seines Schlafzimmers hinein. Es musste doch wohl ein bösartiger Alptraum sein. Irgendjemand musste etwas in sein Abendessen gemischt haben und jetzt halluzinierte er. Er begann zu vermuten, dass es wie bei seinem Großonkel von statten ging. Das Jemand ein böses Spiel mit ihm trieb. Denn an Geister glaubte er nicht. Doch ein leiser Verdacht, dass sein Großonkel wohl doch die Wahrheit erzählt hatte, beschlich ihn. Und er begann nun auch über sein Verhalten und sein bisheriges Leben nach zu denken. Plötzlich fühlte er einen leichten Windhauch in seinem Nacken. Er dreht sich um und der dritte Geist stand ihm gegenüber. „Ich bin bereit“, sprach Edward. Und im nächsten Moment befand er sich auf dem hiesigen Friedhof. Der Geist, ein scheinbar einfach gekleideter junger Mann, nickte in Richtung des frisch ausgehobenen Grabes. Edward trat näher und erschrak bis in Mark. Sein Name stand dort auf diesem Grabstein. Es war ein schlichter Stein und ein schlichtes Grab. Die Totengräber standen neben dem Pfarrer und warteten auf sein Zeichen, das Grab zu schließen. Der Pfarrer, bestand darauf, noch etwas zu warten, da er noch hoffte, dass Jemand zur Beerdigung komme. Die Totengräber schüttelten nur den Kopf und versicherten dem Geistlichen, dass niemand den Tod dieses geizigen Tyrannen bedauere. Er sei zu Lebzeiten ein unnachgiebiger und herzloser Mann gewesen, der viele unschuldige Familien in den Ruin getrieben hatte. Er hatte zwar das Geschäft seines Vaters ausgeweitet und große Erfolge erzielt, doch für seine Mitarbeiter hatte er keinen Cent übrig und sein Erfolg ruhte doch auf diesen. Das Gesicht des Pfarrers verdüsterte sich und er nickte in Richtung des offenen Grabes. Edward drehte sich in Richtung des Geistes, doch dieser war verschwunden. Er rannte ziellos über den Friedhof und traf plötzlich auf eine gealterte Version von Jane. Es war Jane, da war er sich sicher. Weinend schaute sie auf die Totengräber, die mit Bedacht das Grab schlossen. Die einzelne Lillie in ihrer Hand ließ, wie sie selbst, den Kopf hängen. Ruckartig dreht sie sich um und verlässt den Friedhof. Edward versuchte verzweifelt nach ihr zu greifen doch sie lief durch seine Arme hindurch. Er begann nach ihr zu rufen, aus den Rufen sind verzweifelte Schreie geworden, aber all seine Mühe war vergebens. Seine Knie gaben nach und er stütze seinen Kopf hin die Hände. Als er aufblickte befand er sich nicht mehr auf dem Friedhofsgelände sondern in einem elegant eingerichteten Büro. Ein gutaussehender junger Mann saß an einem imposanten Schreibtisch und sprach zu einem ihm gegenübersitzenden Mann. Edward trat näher und lauschte. Der jüngere Mann, anscheinend der Geschäftsführer, erklärte gerade dem älteren Mann, dass Edward Scrooge ein engstirniger Geizhals war, aber sein Geschäftssinn war ausgefeilt. Er lachte bitter. Ohne die herzlose Härte hätte er niemals in dessen Fußstapfen treten können. Erneut ein bitteres Lachen. Er werde nun zu Weihnachten mehr als die Hälfte der Belegschaft kündigen und in günstigere Kräfte investieren. Der ältere Mann sprang auf und schüttelte ungläubig den Kopf. Der jüngere Mann lachte lauthals und erklärte, dass er einen guten Lehrmeister gehabt hatte. „Wer ist dieser Mann“, fragte Edward den Geist. „Das ist John Cratchit. Nach Bobs Tod hast du ihn unter deine Fittische genommen und sieh was aus ihm geworden ist.“ Edward schritt zu John hinüber und versuchte seinen Arm zu greifen. Doch er fasste ins Leere. „John, hör mich an! Lerne aus meinen Fehlern“, bat Edward ihn verzweifelt. Doch John las weiter in seinen Büchern. „Geist, wie konnte ich das nur zulassen? John war doch immer ein so herzensguter Junge. Immer bereit für andere Einzustehen, genauso wie sein Vater.“ „Er hat durch dein Zutun gemerkt, wie naiv sein Verhalten war. Auch durch den Tod seines Vaters, der seine arme Mutter mittellos hinterließ, verbitterte er.“ „Oh, John!“ Edward weinte bitterlich. „Komm wir müssen gehen.“ Edward wandte sich abrupt in Richtung des Geistes um. „Nein, ich kann doch nicht gehen. Ich muss versuchen, John umzustimmen.“ „Die Würfel sind gefallen. Du kannst nichts mehr verändern.“
Kapitel 5 Das Ende
Edward schrak schreiend und schwitzend aus dem Schlaf auf. War alles doch nur ein Traum? Doch als er die Lillie auf seinem Nachtisch erblickte, wurde ihm bewusst, dass es kein Traum gewesen war. Er sprang aus dem Bett, zog sich rasch an und machte sich auf dem Weg in sein Geschäft. Dort angekommen, erklärte er voller Eifer seinem Sekretär, dass es dieses Jahr wie alle kommenden Jahre eine Weihnachtszahlung für alle Angestellten gebe und er doch heute, an Heiligabend, früher nach Hause gehen könnte, um mit seiner Familie zu feiern. Er hinterließ einen verdutzten, aber freudig überraschten, Sekretär und machte sich auf zu seinen Eltern. Diese fielen aus allen Wolken als sie Edwards Entschluss hörten und das er weitere soziale Maßnahmen für die Belegschaft im neuen Jahr angehen wolle. Seine Mutter umarmte ihn und sein Vater war unermesslich stolz auf seinem Sohn. Edward löste sich aus der Umarmung seiner Mutter und bat sie, die Cratchits zum Weihnachtsessen einzuladen. Lächelnd verkündete er, er bringe einen Haufen Geschenke mit aber er müsse zuerst etwas erledigen und käme erst in den nächsten zwei Tagen wieder. Und mit diesem Worten verließ er sie hastig. Er rannte um den 12 Uhr Zug zu erreichen. Er musste sie zurückgewinnen, denn sie war der Reichtum, den er immer schon erlangen wollte. Jane.
Kommentar verfassen