Liebe Leserinnen und Leser,
man will „noch schnell eine Mail beantworten“, „mal gerade gucken, wie das Wetter wird“ oder „kurz“ etwas googeln – wer kennt es nicht?
Die Möglichkeiten, die unsere Smartphones uns bieten, sind gefühlt grenzenlos.
Kein Wunder, dass sie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind: Ob in der Bahn, auf Konzerten, beim Treffen mit Freunden oder sogar an der roten Ampel – überall Handys, ganz selbstverständlich.
Immer online, immer verfügbar – das scheint das Motto unserer Gesellschaft zu sein. Darauf zu verzichten – für den Großteil unvorstellbar.
Christoph Koch, seines Zeichens Journalist und Blogger, geht es da jahrelang nicht anders. Als es nach seinem Umzug jedoch Probleme mit dem DSL-Anschluss der neuen Wohnung gibt, kauft er, zu seiner eigenen Schande, sogar einen Internet-Stick – zu einem horrenden Preis.
Doch ihm ist alles recht, um nicht länger auf Übergangsmaßnahmen wie Internet-Cafés zurückgreifen zu müssen. Koch fühlt sich nach eigenen Worten „wie ein Junkie, der nach langem Leiden […] endlich wieder zurück in die Arme seiner Droge flieht“, als er den Laden verlässt.
Und vor allen Dingen wird ihm in diesem Moment erstmals schmerzlich bewusst, wie abhängig er sich vom Internet gemacht hat. Als er darüber sinniert, wie es wohl wäre, von heute auf morgen einfach aufs Internet zu verzichten, und seine Freundin ihm – in der Annahme, dass er das sowieso nicht durchhalte – eine Wette anbietet, wagt er den Versuch: 30 Tage ohne Internet und Smartphone.

Cover by Randomhouse Verl. https://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila_hires/Koch_CIch_bin_dann_mal_offline_111160.jpg
In seinem Buch „Ich bin dann mal offline“ berichtet Koch von eben diesem Experiment, das am Anfang tatsächlich eher holprig losgeht: Doch obwohl er sich bereits am Vorabend fragt, warum er sich das Ganze überhaupt antun wolle und außerdem das Bedürfnis verspürt, seine letzten Online-Stunden besonders zu nutzen, fühlt er sich gut gewappnet.
Dass das Experiment jedoch viel schwerer werden würde als gedacht, bemerkt er ziemlich schnell: Was beim Fehlen der Morgenlektüre beim Frühstück (Online-Artikel auf Nachrichtenseiten) beginnt, setzt sich in der nun eher umständlichen Kommunikation mit Freunden (spontane Verabredungen – (erstmal) Fehlanzeige!), gefühlt ewigen Wartezeiten auf Bus und Bahn und einer Menge anderer Aspekte fort, die im Vorfeld nicht abzusehen gewesen waren.
Wann habt Ihr z.B. das letzte Mal bei der Auskunft angerufen? 😉
Aber nach und nach setzt bei Koch auch ein Gefühl von Befreiung statt Bestrafung ein und er erlebt, wie schön das „analoge“ Leben sein kann. Dass der Autor sein Experiment freiwillig um weitere 10 Tage verlängert, spricht für sich.
Ich fühlte mich durch dieses Buch in meinen eigenen Erfahrungen mit „Digital Detox“ bestätigt. Viele Aspekte und Gedanken kamen mir durchaus bekannt vor, sowohl in der Anfangsphase („Warum mache ich das eigentlich?“) als auch die erleichternde Erkenntnis, wie schön es sein kann, nicht andauernd verfügbar zu sein – und wie viel Zeit man auf einmal hat!
Daher kann ich jedem von Euch nur nahelegen, sich auch mal daran zu versuchen – es muss ja kein Monat sein. Manchmal reicht es auch schon aus, das Handy für ein paar Stunden in den Flugmodus zu versetzen und einen einzelnen Moment ganz bewusst zu erleben.
Jetzt, wo das schöne Sommerwetter kommt, wäre das doch eigentlich ein guter Zeitpunkt, oder? 😉
Es grüßt Euch
Lisa Häßy,
die dieses Wochenende vielleicht auch mal wieder offline sein wird… 🙂
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