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Liebe Leserinnen und Leser,

diese Interpretation von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“ stammt von unserer Bundesfreiwilligendienstlerin Eva Gerhards. Diese Geschichte ist mal eine ganz andere Variante, wie ich finde. Viele Freude beim Lesen und einen schönen zweiten Advent wünscht euch

Annika Freitag

24.12.

19h00. Marley.

Das ist deine letzte Chance.

19h02. Scrooge.

Wer bist du? Woher hast du Marleys Nummer? Marley ist tot.

19h04. Marley.

Ich bin Marleys Geist. Fürchte dich nicht.

19h05. Scrooge.

Sehr komisch. Für solche Späße habe ich keine Zeit. Ich muss zurück an die Arbeit.

19h07. Marley.

Solltest du nicht eine Pause machen, Scrooge? Sieh nur aus dem Fenster. Es schneit und überall funkeln Tannenbäume. Es ist Weihnachten.

19h08. Scrooge.

Pah. Weihnachten interessiert mich nicht. So viel Licht und Gelächter sind unerträglich.

 

19h10. Marley.

Was bist du für ein verbitterter Kerl geworden. Ich will dir eine letzte Chance geben. Drei Geister werden dich aufsuchen. Erwarte den ersten morgen früh, wenn die Turmuhr eins schlägt.

19h13. Scrooge.

Was für ein Unsinn. Es gibt keine Geister. Und jetzt lass mich in Frieden.

—-

01h00. Unbekannte Nummer.

Hallo, Scrooge.

01h02. Scrooge.

Wer bist du? Es ist mitten in der Nacht.

01h03. Unbekannte Nummer.

Ich bin der Geist der vergangenen Weihnacht.

01h05. Scrooge.

Und ich bin die Königin von England. Lass mich gefälligst in Ruhe.

01h06. Geist der vergangenen Weihnacht.

Ich will dir etwas zeigen.

(Fotonachricht.) Ein dunkelrotes Backsteinhaus. Ein hellerleuchtetes Wohnzimmerfenster. Dahinter fröhliche Menschen.

01h08. Scrooge.

Woher hast du dieses Bild? Das ist mein Elternhaus!

01h09. Geist der vergangenen Weihnacht.

Erinnerst du dich?

01h12. Scrooge.

Dort bin ich aufgewachsen. Wir haben zusammen Weihnachten gefeiert, am Kamin gesessen und Lieder gesungen.

01h13. Geist der vergangenen Weihnacht.

Vermisst du diese Zeiten?

01h15. Scrooge.

Ach was… obwohl… wir hatten damals viel Spaß. Aber jetzt lass mich endlich schlafen.

—-

02h00. Unbekannte Nummer.

Hallo Scrooge.

02h01. Scrooge.

Was ist denn jetzt schon wieder? Wer bist du?

02h02. Unbekannte Nummer.

Ich bin der Geist der gegenwärtigen Weihnacht.

02h04. Scrooge.

Aha. Und was willst du von mir?

02h05. Geist der gegenwärtigen Weihnacht.

Ich habe eine Nachricht für dich.

 (Videonachricht.) Eine Familie in ihrer winzigen Küche.

 Mrs. Cratchit: „Das wird ein bescheidenes Weihnachtsfest. Wir haben kaum etwas zu essen und Tiny Tim können wir nur ein altes Taschenbuch schenken. Er wird furchtbar enttäuscht sein.“

 Bob Cratchit: „Hauptsache wir haben uns. Ich sorge mich nur darüber wie Scrooge die Feiertage alleine verbringen wird.“

 Mrs Cratchit: „Ach was. Verschwende an den verbitterten, geizigen Kerl keine Gedanken. Wenn ich den zu Gesicht bekäme, dem würde ich die Meinung sagen.“

 Bob Cratchit: „Ich bitte dich, Liebes. Es ist Weihnachten.”

02h12. Scrooge.

Ich wusste nicht, dass die Cratchits so über mich denken. Jetzt wo ich sie sehe, bekomme ich Mitleid mit ihnen.

02h13. Geist der gegenwärtigen Weihnacht.

Es ist noch nicht zu spät, Scrooge.

—-

03h00. Unbekannte Nummer.

Hallo Scrooge.

03h01. Scrooge.

Lass mich raten. Du bist ein Geist und willst mir etwas zeigen.

03h02. Unbekannte Nummer.

Ganz recht. Ich bin der Geist der zukünftigen Weihnacht.

03h05. Scrooge.

Na schön. Dann zeige mir, was du zu zeigen hast.

03h06. Geist der zukünftigen Weihnacht.

Ich habe eine Vision für dich.

(Link zu einem Online-Kondolenzbuch.)

 

  1. März. Wir nehmen Abschied von Ebenezer Scrooge.

 

Kommentare:

  1. März. Joe Miller.

Ich dachte schon der alte Knauser stirbt nie.

 

  1. März. Mrs Cratchit.

Das wird ein billiges Begräbnis. Ob überhaupt jemand zur Beerdigung kommt?

 

  1. März. Unbekannt.

Na, den Geizkragen wird nun wirklich niemand vermissen.

 

03h12. Scrooge.

Um Gottes Willen. Wird es wirklich so mit mir zu Ende gehen? Was bin ich nur für ein Mensch?

 

03h13. Geist der zukünftigen Weihnacht.

Wenn du erwachst, liegt Weihnachten vor dir. Nutze deine letzte Chance.

 

—-

 

08h02. Scrooge.

Bob! Ich wünsche dir und deiner Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest.

 

09h11. Bob Cratchit. 

Fröhliche Weihnachten, Scrooge! Und vielen Dank für den Truthahn und die großzügige Ritterburg für Tiny Tim. Komm doch zum Essen vorbei, wir würden uns freuen!

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Liebe Leserinnen und Leser,

bestimmt kennt ihr alle Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“. An den kommenden Adventstagen erfreuen wir euch mit unseren ganz eigenen Interpretationen der Weihnachtsgeschichte.

Zum ersten Advent stelle ich euch zunächst die Weihnachtsgeschichte von Michelle Wagner vor. Sie macht zur Zeit ihr Praxissemester in unserer Bibliothek. Ich hatte sehr viel Freude beim Lesen ihrer Geschichte und ich hoffe es geht euch genauso.

Viele Grüße und einen schönen ersten Advent wünscht euch

Annika Freitag

Sein Name ist Geralt von Riva und er ist ein Hexer.

Die Nacht war sternenklar und Geralt von Riva saß vor seinem Anwesen „Corvo Bianco“. Er dachte über die Ereignisse der letzten Wochen nach. ,Was wäre, wenn ich mich hier und da anders entschieden hätte?‘. Das war sein einziger Gedanke seit mehreren Stunden. Er beschloss, dass es keinen Sinn mehr hätte darüber weiter nachzudenken und ging in sein Schlafgemach. Seine Angestellten waren alle schon zu Bett gegangen und so herrschte eine fast schon beunruhigende Stille über dem Anwesen.
Geralt legte sich zu Bett, doch konnte er beim besten Willen nicht einschlafen. Unruhig wälzte er sich hin und her, da entdeckte Geralt auf einmal einen leichten Schimmer in der Ecke des Zimmers. Blitzschnell setzte er sich auf und wollte gerade sein Schwert ziehen, da erkannte er die Gestalt. Es war Olgierd von Everec.
„Was zum Teufel machst du denn plötzlich in meinem Schlafzimmer?“, verlangte der Hexer zu wissen.
„Oh Geralt!“, jammerte Olgierd: “Sieh‘ nur was aus mir geworden ist! Ich dachte der Tod sei meine Erlösung, doch werde ich nun bestraft für all‘ meine Fehler, für alles Schlechte, was ich getan habe. Geralt, ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist, doch sieh’ dich vor! Wenn deine Zeit gekommen ist, wirst auch du all‘ deine falschen Entscheidungen büßen müssen! In dieser Nacht werden dir drei Erscheinungen begegnen und dir zeigen was war, was ist und was sein wird!“.
Und mit diesen Worten verschwand er.
,Ob ich das nur geträumt habe?‘, dachte Geralt. Sonderlich beunruhigt war er nicht, das erlaubten ihm die Hexer-Mutationen sowieso nicht. Und auch das Medaillon hatte nicht vibriert. Er beschloss sich einfach wieder ins Bett zu legen und dieses Mal gelang es ihm tatsächlich in einen leichten Schlaf zu verfallen.

Von eisiger Kälte ergriffen erwachte Geralt gefühlt nur kurze Zeit später.
,Verflucht! Seit wann wird es in Toussaint denn so kalt?‘. Als er in den Nebenraum ging, um sich ein paar Kerzen zu holen, entdeckte er eine Person, die an dem großen Tisch im Speisezimmer saß. Auch diese schimmerte leicht genau wie Olgierd zuvor.
„Geralt, mein alter Freund! Erkennst du mich? Ich bin’s, Vesemir!“.
„Das sehe ich. Aber warum bist du hier?“.
„Ich bin die Erscheinung der Vergangenheit! Ich wollte mit dir nur über die alten Zeiten plaudern. Setz‘ dich doch zu mir. Erinnerst du dich noch an die alten Zeiten in Kaer Morhen? Du, ich, Lambert, Merigold und all‘ die anderen? Was haben wir doch alles erlebt. So viel Gutes und so viel Schlechtes. Ach könnte Kear Morhen doch wieder im alten Glanz erstrahlen!“.
Geralt setzte sich zu ihm und sie sprachen über die alten Zeiten. Erinnerungen wurden in ihm wach von längst vergangen Tagen. Dabei wurde er immer müder bis ihm schließlich kurz die Augen zufielen. Als er sie wieder öffnete war Vesemir fort und die Kälte war mit ihm verschwunden.
,War er wirklich hier?‘, dachte Geralt und ging wieder in sein Schlafgemach.

Eine Stunde später wurde Geralt erneut geweckt. Dieses Mal rumpelte und polterte es lautstark aus dem Gästezimmer des Anwesens herab.
,Was ist denn jetzt schon wieder los?‘, dachte Geralt nun etwas ärgerlich. Er nahme seine Schwerter und ging langsam die Treppe hinauf.
„was um alles in der Welt…?!“. Vor ihm war das reinste Chaos und mittendrin stand sein treues Pferd Plötze.
„Hallo Geralt! Ich bin die Erscheinung der Gegenwart! Schön, dass ich nochmal mit dir sprechen kann. Ich habe hier ein Portal gefunden und möchte dir unbedingt etwas zeigen!“.
„ich frage wohl besser nicht, warum du schon wieder sprechen kannst und warum du mitten in der Nacht mein Gästezimmer verwüstest. Und immer diese Portale! Du weißt doch, dass ich die nicht leiden kann!“.
„Ach komm schon Geralt! Das wird lustig!“.
„Na schön“. Der Hexer kletterte auf den Rücken von Plötze und gemeinsam ritten sie durch das Portal.
Auf der anderen Seite des Portals befanden sie sich hoch oben in der Luft. Unter ihnen waren weite Ebenen, Wälder und auch Städte und Dörfer zu erkennen. Plötze begann zu galoppieren und ritt so schwebend durch den Himmel.
„Siehst du die ganzen Orte Geralt? Und da vorne, dort ist Novigrad. Und da ist Skellige mit den vielen Inseln! Ich finde von hier oben erscheinen die Probleme dort unten als hätten sie keine Bedeutung. Aber weißt du was Geralt? Durch all‘ deine guten Entscheidungen machst du diese Welt immer ein Stückchen besser. Auch wenn es nicht immer so klappt, wie du es dir vorgestellt hast, so zählt doch finde ich am Ende nur der gute Wille dahinter!“.
So ritten sie noch eine Zeit lang weiter bis sie auf einmal auf eine dichte dunkle Wolke stießen. Sie flogen hindurch und plötzlich stand Geralt wieder in seinem Gästezimmer. Das Portal war weg, doch die Unordnung war noch immer da.
„Hmm, vielleicht träume ich ja doch nicht. Das wird Barnabas Basilius aber gar nicht erfreuen.“
Der Hexer ging hinunter, doch fühlte er nicht nun überhaupt nicht mehr müde. Er wollte gerade zur Küche gehen, um sich eine Kleinigkeit zu Essen zu holen, da wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen. Schnell bemerkte Geralt, dass es zwei Hände waren, die sich über seine Augen gelegt hatten.
„Ganz alleine Geralt?“. Dieses Stimme war ihm so vertraut wie sonst kaum etwas anderes.
„Yennefer?“.
Er drehte sich um und da stand sie tatsächlich vor ihm.
„Hallo Geralt. Ich bin die Erscheinung der zukünftigen Ereignisse. Ich habe viel von deinen Taten hier in Toussaint gehört. Da hast du ja mal wieder ein ganz schönes Chaos verursacht. Aber ein nettes Häuschen hast du hier.“.
„Ohne mich wäre hier vieles anders gelaufen. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich durch mein Handeln alles verbessert oder doch eher verschlechtert habe.“
„Das wirst du niemals wissen Geralt. Aber alle deine Entscheidungen haben dich schließlich hierher gebracht und man weiß nie, was die Zukunft noch so bringen wird. Vielleicht brauchst du mal eine Pause von all‘ deinen Abenteuern? Vielleicht ist dieser Ort hier dein Ziel? Ich darf dir deine Zukunft nicht vorhersagen. Aber ich kann dir eins verraten: Wenn du aufwachst, werde ich da sein!“.

Von einem Moment auf den nächsten war sie verschwunden und Geralt lag wieder in seinem Bett. Sofort stand Geralt auf, zog sich an und ging hinaus. Draußen ging die Nacht vorbei. Es war noch leicht dunkel, doch die ersten feinen Sonnenstrahlen zeigten sich bereits am Horizont. Am Rande seines Anwesens befand sich eine Bank und dort erkannte er den Umriss einer Frau, schwarz gekleidet wie eh und je. Der Hexer ging zu ihr hinüber und setzte sich neben sie.
„Bereust du deine Taten Geralt?“.
„Das kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich sollte man aber nur die Dinge bereuen, die man nie getan hat? Die vergangene Nacht hat mich über viele Dinge nochmal nachdenken lassen. Ich denke, man kann vorher nie wissen wohin eine Entscheidung führen und was das Ergebnis sein wird. Wichtig ist wohl nur, dass man alles nach bestem Gewissen tut und man damit gut leben kann.“
Der Hexer Geralt von Riva lehnte sich zurück und betrachtete den Himmel. Langsam vertrieb der neue Tag die Nacht und verdrängte die Dunkelheit der vergangenen Tage. Der Hexer schloss die Augen und für diesen Moment genoß er einfach die Ruhe um ihn herum.

 

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