Liebe Leserinnen und Leser,
wer hätte Anfang der 60er Jahre gedacht, dass der schmächtige Robert Allen Zimmerman aus Duluth, Minnesota, der sich mit akustischer Gitarre und nölender Stimme in der Folk-Szene von New York versuchte – „Song To Woody“, wie kein anderer in der gesamte Musikszene bis heute seine Spuren hinterlassen würde? Selbst an seine Nicht-Stimme hat man sich gewöhnt, sie gehört einfach zu seinen Songs dazu.
Sein Leben und Werk ist von zahlreichen Brüchen durchzogen, angefangen vom Wechsel zur elektrischen Gitarre, der seine Fans anfangs gegen ihn aufbrachte, dazu diverse Stilwechsel, künstlerische Pausen, Hinwendung zum christlichen Fundamentalismus – „Slow Train Coming“, Adaption diverser Musikrichtungen, da passt sein Songtitel: „The Times They Are A-Changin‘“. Dylan hat sich nie vom Musikestablishment vereinnahmen und festlegen lassen – „It Ain’t Me Babe“, und spielte auch in seinen Konzerten immer was er wollte, und auch wie er wollte, ohne Rücksicht auf seine Fans, die oft vergeblich auf die Albumversion eines Stückes warteten, dann „Maggies Farm“ unerwartet als Reggae bekamen, erst entgeistert, und dann begeistert waren. Irgendwann ging er auf Abschiedstournee, aus der dann die bis heute andauernde „Never Ending Tour“ wurde, der Altmeister zeigt sich dabei heute viel entspannter als früher – „On The Road Again“!
Auch heute noch spielt er, was ihm Spaß macht, vor einigen Jahren veröffentlichte er ein mitreißendes Weihnachtsalbum – „Here Comes Santa Claus“, und gerade hat er ein zweites Album mit alten, zum größten Teil Sinatra-Songs herausgebracht, die er entstaubt und entdeckt und sie zu ihren Americana-Ursprüngen zurückbringt, sie „his way“ interpretiert.
Textlich hat er mit Folksongs und in den frühen 60ern bedeutenden Protestsongs angefangen – „Blowin‘ In The Wind“, auch war immer wieder ein berührendes Liebeslied dazwischen – „Sara“, später wurde seine Lyrik immer komplexer, auch hier entzog er sich jeglichen Interpretationshilfen. Schon seit Jahren wird sein Name immer wieder als Kandidat für den Literatur Nobelpreis genannt.
1973 übernahm er eine Gastrolle als „Alias“ in dem Western „Pat Garrett jagt Billy the Kid“, zu dem er auch den Soundtrack schrieb – „Knockin‘ on Heaven’s Door“, von vielen anderen bedeutenden Künstlern gecovert.
Bob Dylan galt und gilt vielen Künstlern als Inspiration, es gibt unzählige Cover seiner Songs von Künstlern diverser Genres. Kein Songwriter hat das Bewusstsein gleich mehrerer Generationen so geprägt wie er, mit großer Lebensweisheit und Humor – „Don’t Think Twice, It’s All Right“.
Lieber Bob, alles Gute für die Zukunft, „Forever Young“!
Viele Grüße bestellt
Ursula Hensel