Liebe Leserinnen und Leser,
wussten Sie, dass in Euskirchen Menschen aus 115 verschiedenen Nationen leben?
Und weil das so ist, geht es in der neuen Ausstellung des Stadtmuseums Euskirchen um das Thema „Heimat“ und die Frage „Wo bin ich zuhause“. Themen wie Integration, Zugehörigkeit, Identifikation und die Frage, wo die Heimat ist, sind also auch für viele Euskirchener alltägliche Gedanken.
Mit gerade einmal 18 Jahren schrieb Melda Akbaş zu diesem Thema ihr Buch. Es trägt den Titel: „So wie ich will – Mein Leben zwischen Moschee und Minirock“. Es ist die Geschichte von und über Melda Akbaş, Tochter türkischer Eltern, 1991 in Berlin geboren. Sie schrieb das Buch mitten im Abi-Stress. Zwischen den Unterrichtsstunden setzte sie sich mit diesem Thema und auch mit ihrem Leben auseinander. Nach gerade einmal einem halben Jahr war ihr autobiographisches Buch fertig. Es erzählt über die Schwierigkeit und die Chance zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen. Nicht so recht zu wissen, wo man hingehört und auch den Mut aufzubringen, sich in vielerlei Hinsicht gegen die familiären und religiösen Traditionen zu stellen.
Mittlerweile ist Melda Akbaş 25 und studiert Jura. Ihr Buch nun schon sechs Jahre alt, aber noch von gleicher Aktualität wie damals, als sie es veröffentlicht hat.
„Fragt mich alles. Tabuthemen gibt es nicht“
Bei der Lesung am Dienstag dem 14.06.2016 im Kulturhof trat die zierliche junge Frau taff und souverän vor zwei Schulklassen der Kaplan-Kellermann-Realschule und der Marienschule.
Ihre erste Ansage an die Schüler: „Fragt mich alles. Tabuthemen gibt es nicht“. Und diese gab es wirklich nicht. Jede Frage die gestellt wurde, wurde auch beantwortet. In den Fragerunden zwischen den einzelnen Lesepassagen entstand so eine lebhafte Diskussion.
Ein Thema das dabei immer wieder aufkam: die Reaktion von Meldas Eltern auf das Buch. Denn diese wussten bis zum Erscheinen des Buches nichts über dessen Inhalt. Die Wahrheiten und Geschichten, die die Autorin offenlegt, waren für ihre Eltern zunächst ein Schock.
Gefragt wurde auch nach dem Grund für den Schulwechsel kurz vorm Abitur, danach wie Melda Akbaş heute – sechs Jahre später – als Studentin in Berlin lebt und auch, ob sie weiter schreiben wird.
Am Ende der Lesung war für alle klar: Melda Akbaş ist eine junge Frau, die sich nichts sagen lässt und selbstbewusst ihren eigenen Weg geht. Das hat die Zuhörerinnen und Zuhörer sehr beeindruckt.
Abends fand eine zusätzliche Veranstaltung für Jugendliche und Erwachsene statt. Beide Lesungen wurden von der Journalistin Claudia Hoffmann mit viel Engagement moderiert.
Inzwischen hat Melda Akbaş ein zweites Buch mit dem Titel „Warum fragt uns denn keiner – Was in der Schule falsch läuft“ geschrieben. Dieses steht ebenso wie der Erstling „So wie ich will – Mein Leben zwischen Moschee und Minirock“ in der Stadtbibliothek zur Verfügung.
Die Veranstaltungen wurden von Stadtbibliothek und Stadtmuseum in Kooperation mit dem Jugendmigrationsdienst Euskirchen und dem Integrationsrat der Stadt Euskirchen gemeinsam organisiert.
Viele Grüße,
Marie Baudis
Bundesfreiwilligendienstlerin des Stadtmuseums