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Posts Tagged ‘Gespräche über Bücher’

Liebe Leserinnen und Leser,

was vor 7 Jahren klein anfing, ist inzwischen zu einem „Format“ geworden: Im Oktober 2010 initiierte die Literaturwissenschaftlerin Dorothea Berg aus Bad Münstereifel in der Euskirchener Stadtbibliothek – damals noch am alten Standort in der Kirchstraße – die Veranstaltung „Gespräche über Bücher“, die für alle Literaturinteressierte offen ist.

Viermal jährlich finden diese seitdem in lockerer Runde statt. „Aufgrund der beengten Verhältnisse am alten Standort mussten wir erst die Regale zur Seite schieben, um die Stühle aufstellen zu können“, erinnert sich Bibliothekarin Ursula Hensel, die diese Reihe seitens der Stadtbibliothek organisatorisch betreut.  Das offene, weiträumige Foyer unserer „neuen“ Bibliothek bietet dieser Veranstaltungsreihe seit 2013 einen besonders schönen Rahmen.

Gespräche über Bücher Dez 2017

Zwischen 8 und 20 Teilnehmenden zählt die Runde, die sich, moderiert von Dorothea Berg, über das jeweilige Buch austauschen. „Die Meinungsvielfalt ist erwünscht“, sagt sie, „denn es gibt ja nicht nur die eine Lesart! Die unterschiedlichen Ansichten zu moderieren und den vielfältigen  Lesarten Raum zu geben, ist meine persönliche Motivation für diese Reihe“, erläutert die Literaturwissenschaftlerin, die diese Veranstaltungen ehrenamtlich durchführt. Gerade diese Vielfalt der Ansichten  ist es, was die Teilnehmenden begrüßen und als bereichernd empfinden. „Allein nur für mich hätte ich niemals so viele Erkenntnisse aus dem Roman heraus gezogen“, betonen besonders die Teilnehmer der ersten Stunde. Und dadurch, dass  immer wieder Neue hinzustoßen, ist man davor gefeit, sich geistig fest zu fahren. So weht stets frischer Wind durch unsere Räume.

Am 7. Dezember, der 35. Veranstaltung, ging es ab 19 Uhr um „Kruso“, den ersten Roman des Lyrikers Lutz Seiler: das vielschichtiges Buch erzählt vom letzten Sommer in der DDR, bevor sich die Grenze zum Westen hin öffnete, eingefangen in der Atmosphäre auf der Ostseeinsel Hiddensee. Wie immer entspann sich eine lebhafte Diskussion, die noch sehr viel länger als die vorhandenen 90 Minuten  fortgeführt werden könnte.

„Gespräche über Bücher“ findet einmal im Quartal in der Stadtbibliothek Euskirchen statt, immer donnerstags abends ab 19 Uhr. Der Teilnehmerkreis ist offen, der Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die jeweils besprochenen Bücher können in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden, meist auch als EBook oder Audiobuch.

Der nächste Termin ist der 22. Februar 2018. Gesprochen wird dann über ein Buch der amerikanischen Autorin Siri Hustvedt, „Der Sommer ohne Männer“.

Kommt gerne jederzeit vorbei!

Viele Grüße

Eure Julia Rittel

 

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir haben keine englische Woche wie im Fußball anzubieten. Aber dafür eine „österreichische Woche“.

Sie fragen sich sicherlich, was das wohl sein mag. Durch einen Zufall in der Veranstaltungsplanung für 2017 standen diese Woche zwei österreichische Autoren im Mittelpunkt von einem Vortrag und dem Literaturgespräch.

Am 04. April begrüßte Dr. Maria-Regina Neft über 50 Gäste zur Veranstaltung des Fördervereins der Stadtbibliothek. Dr. Christian Eschweiler hielt einen brillanten Vortrag über Robert Musil und stellte das Buch „Der Mann ohne Eigenschaft“ in seiner bekannten Eloquenz vor. Musil, dieser vielseitig begabte Schriftsteller, Theaterkritiker und einer der größten Dichter des vergangenen Jahrhunderts, hat 37 Jahre an diesem gewaltigen Lebensroman geschrieben.

musil

Am 06. April sprachen 20 literaturbegeisterte Damen und Herren mit Dorothea Berg über den Roman „Der Trafikant“ von  Robert Seethaler. Der Protagonist, der 17-jährige Franz, wird von seiner Mutter nach Wien zur Lehre in eine Trafik (ein Tabak- und Zeitschriftengeschäft) geschickt. Dort begegnet er Sigmund Freud und zwischen beiden entsteht eine außergewöhnliche Freundschaft, von der beide gleichermaßen profitieren.

Seethaler, Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler hat eine berührende, feinsinnige Geschichte über die Menschlichkeit in  Wien im Jahr 1937 geschrieben, in der sich die politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse dramatisch zuspitzen. Darüber war man sich in der Runde einig: Ein sehr zu empfehlendes Buch!

Noch begeistert von den beiden Veranstaltungen grüßt Sie

Brunhilde Weber

 

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Liebe Literaturfreundinnen und Literaturfreunde,

auch diesmal haben die „Gespräche über Bücher“ mit Dorothea Berg am 15. Mai 2014 um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Euskirchen den sieben Teilnehmern viel Spaß gemacht. Es hatten leider nicht alle regelmäßigen Teilnehmer Zeit, auf jeden Fall sind neue Interessenten immer gerne willkommen! Melden Sie sich in der Bibliothek und geben uns Namen und Adresse an, ich informiere Sie dann rechtzeitig per Mail oder Telefon über neuen Termin und neues Buch!

Letzten Donnerstag ging es um „Tristanakkord“ von Hans-Ulrich Treichel.

Hier schreibt jemand, der Geschichten zu erzählen hat und dies nicht mit intellektueller Verbissenheit, sondern mit wohltuender Leichtigkeit und subtiler Ironie.
Georg Zimmer, kürzlich noch Student der Germanistik, jetzt Inhaber des wohlklingenden Titels „Magister artium“, arbeitslos und Sozialhilfeempfänger, findet eine kurzzeitige Anstellung bei dem berühmten Komponisten Bergmann. Diesem soll er bei der Überarbeitung und Korrektur der Lebenserinnerungen behilflich sein. Georg als Angestellter des großen Bergmann, für ihn kaum vorstellbar, hat er doch selbst ein recht gestörtes Verhältnis zur Musik. Einzig der „Tristanakkord“ aus Wagners „Tristan und Isolde“ blieb ihm vage in Erinnerung. Aber nicht nur die höheren Weihen der Musikwelt sind ihm versagt, sondern auch die Wege in die germanistische Forschungswelt. Seit Monaten plagt er sich nunmehr ziemlich uninspiriert mit seiner Dissertation zum Thema „Das Vergessen in der Literatur“ herum.
Doch jetzt soll alles anders werden. Er durfte für den berühmten Komponisten Bergmann arbeiten. Nicht irgendein Job, wie ihm sein Studienkollege vor seiner Abreise versicherte, denn Bergmann sei vergleichbar mit Brahms oder Beethoven.
Voller Ehrfurcht und Erwartung reist Georg zum schottischen Landsitz seines künftigen Arbeitgebers. Dieser wiederum ist so sehr mit der Komposition eines musikalischen Werkes mit dem unaussprechlichen Namen „Pyriphlegethon“ beschäftigt, dass er zwar Georgs Dienste gern in Anspruch nimmt, aber wenig Verständnis für dessen persönliches Dilemma aufbringt. Als beide feststellen, dass ihre gemeinsame Heimat im provinziellen Emsfelde liegt, scheint endlich das verbindende Element gefunden zu sein. Doch muss Georg bald spüren, dass ihn Welten vom Kosmopoliten Bergmann trennen. Ihm ehrfurchtsvoll ergeben, lässt er sich von Bergmann mal nach New York, dann wieder auf dessen sizilianisches Landgut bestellen. Man wird den Eindruck nicht los, als bräuchte Bergmann den ehrfürchtigen Georg, um seine eigene Überlegenheit zu demonstrieren. So gesehen, gereicht Georg die gemeinsame Herkunft eher zu Nachteil, da er ständig von Bergmann vorgeführt wird.
Hans-Ulrich Treichel erzählt auf äußerst unterhaltsame Weise vom vergeblichen Bemühen des erfolglosen Georg Zimmer in die Welt der Berühmten und Erfolgreichen aufzusteigen. Permanent wird ihm seine provinzielle Herkunft zum Verhängnis.
Doch nicht nur die kleinbürgerliche Welt Georgs wird karikiert, sondern auch das abgehobene, weltfremde Gebaren Bergmanns, der arbeitswütig eine Komposition nach der anderen fertiggestellt und mit Starallüren seine Angestellten schikaniert, ständig auf Ruhm und Anerkennung bedacht.

Für die letzte Viertelstunde versprach uns Frau Berg etwas Spezielles, und das war es auch! Es stellt sich bei dem Roman die Frage, ob es sich um einen Schlüsselroman handelt, da vieles in der Beziehung von Georg Zimmer und Bergmann an die von Treichel und dem berühmten Neutöner Hans Werner Henze erinnert. Frau Berg konnte dazu beitragen, dass sie wie die beiden aus dem Westfälischen stammt, mit Treichel zur Schule ging und in ihrer journalistischen Tätigkeit vor Jahren zu einer großen Jubiläumsfeier der Stadt Bielefeld für ihren großen Sohn Henze eingeladen war. Dort traf sie zufällig ihren ehemaligen Mitschüler Treichel wieder, und kam sich wie Georg im Roman ein wenig „underdressed“ auf dem vornehmen Empfang vor. Aus dieser persönlichen Sicht konnte sie auch mehr zu Treichels im Roman immer wieder vorkommender Frage nach „Heimat“ beitragen, die in seiner Biographie begründet ist.

In den nächsten „Gesprächen über Bücher“, die Anfang oder Mitte August stattfinden werden, wird „Wovon wir träumten“ von Julie Otsuka im Mittelpunkt stehen.

Ihre Ursula Hensel vom  Bibliotheksteam

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