Liebe Leserinnen und Leser,
der Sommer 2018 neigt sich allmählich dem Ende zu – aber was für ein Sommer das war! Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber hebt so viel Sonnenschein am Tag nicht sofort die Stimmung?
Leider gilt das nicht für Tessa. Die Protagonistin aus Anne Freytags Roman „Mein bester letzter Sommer“ kann dem allgemeinen Hoch-Lebensgefühl im Sommer nichts abgewinnen – dazu lastet die Gewissheit, dass sie aufgrund ihrer Herzerkrankung nur noch wenige Wochen zu leben hat, viel zu schwer auf ihr.
Beim Tod quasi in der Warteschleife, lässt die Siebzehnjährige die Tage an sich vorbeiziehen und verbringt ihr Leben im Wechsel in Arztpraxen, Krankenhäusern und ihrem Zimmer.
Denn warum sollte sie sich um Freunde, Hobbies oder um ihren Führerschein kümmern, wenn sowieso jede Minute alles vorbei sein könnte?
Doch dann kommt es zu einer Begegnung in der U-Bahn, die alles verändert. Der Junge mit den intensiven Augen geht Tessa nicht mehr aus dem Kopf. Und wie der Zufall es so will, bleibt es nicht bei dieser einen Begegnung, denn Oskars und Tessas Wege kreuzen sich auf wundersame Weise erneut und die bisher sehr triste Welt der Siebzehnjährigen wird komplett auf den Kopf gestellt.
Denn auch wenn Tessa anfangs noch mit sich ringt – dürfen sich unheilbar Kranke eigentlich verlieben? –, färbt Oskars lebensfrohe Art mehr und mehr auf sie ab. Und so befindet sie sich, ehe sie sich versieht, mit Oskar auf dem Weg nach Italien – nichtsahnend, dass dieser Roadtrip in dem klapprigen Volvo sich als die beste Zeit ihres Lebens entpuppen würde.

Denn nicht nur, dass sie zum ersten Mal ihre gewohnte Welt verlässt, begreift sie durch Oskar auch, dass man sich besser auf die Tage zu konzentrieren sollte, die man hat, als die runterzuzählen, die einem vielleicht noch bleiben, frei nach dem Motto:
„Das Leben wird nicht definiert von den Momenten, in denen du atmest, sondern von denen, die dir den Atem rauben.“
So losgelöst von allem erlebt Tessa die glücklichste Zeit ihres Lebens – und das färbt ab: Schon beim Lesen spürt man die Wärme und das dolce-vita-Lebensgefühl Italiens.
Ich wurde nicht nur einmal von einer plötzlichen Sehnsucht nach Meer und Strand ergriffen, nach einer Kugel Eis in der Abendsonne oder Sand unter den Füßen.
Ich bin mir sicher, Euch wird es beim Lesen genauso gehen 🙂
Mich hat das Buch tief beeindruckt. Romantisch, aber ungeschönt führt Anne Freytag durch die Geschichte, die auf tragische Weise realistisch und so bittersüß ist wie das Leben selbst.
Das Buch besticht außerdem durch einen wundervollen Schreibstil. Es lohnt sich, jeden Absatz ganz bewusst und einige Passagen sogar mehrfach zu lesen und die Wortwahl zu genießen – denn Anne Freytag beschreibt in ihrem ersten Jugendroman wirklich meisterhaft, sodass man vollends in die Geschichte hineingesogen wird.
Und vor allen Dingen kommt man bei dieser Geschichte ans Nachdenken: Über das Leben, die Liebe, Schicksal, Gerechtigkeit und vor allem darüber, dass man seine Zeit nutzen sollte und dass Carpe Diem mehr ist als nur eine Phrase.
Für mich ist „Mein bester letzter Sommer“ das ideale Buch, um mit dem Sommer abzuschließen – oder die letzten Sonnenstrahlen eben ganz bewusst zu erleben.
Es grüßt Euch sommerlich-nachdenklich
Lisa Häßy